Paartherapie – Warum und wofür

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Es ist kein Makel mehr, wenn wir eine Paartherapie beginnen, sondern zeugt vielmehr von einem gesunden Selbstbewusstsein, für sich und die Beziehung Sorge zu tragen.
(Anna Gamma in "Die Macht der Würde")


Beziehungspartner kommen man im Laufe der Zeit unweigerlich mit den wesentlichen Aufgaben jeder Partnerschaft  in Berührung. Dazu gehört

  • ein Austausch, der als ausreichend gut, als bedeutsam und verbindend erlebt wird (a),
  • das, was in der gemeinsamen Geschichte ungelöst blieb und die Partnerschaft beschwert (b), ebenso wie das,
  • was in der Vergangenheit jedes einzelnen nicht gelöst werden konnte (c). Schließlich bleibt niemandem die Konfrontation mit den beiden großen und spannungsvollen Herausforderungen des Lebens erspart:
  • der Widersprüchlichkeit zwischen Individualität und Hingabe einerseits (d) und
  • der zwischen Beständigkeit und Veränderung andererseits (e).

 

a) Guten Austausch stellen wir durch Aufmerksamkeit, durch Gesten, Blicke, Berührungen, Worte, Unternehmungen und Rituale her. Hierher gehört die Betrachtung und die Auseinandersetzung über
• Wünsche und Vorlieben,
• Austausch und Anteilnahme,
• Gespräche und Unternehmungen,
• Ziele und Pläne,
• Störungen und
• Berührungen und Intimität.

paartherapie hochkantb) In der aktuellen Partnerschaft verstören Unachtsamkeit, sich wiederholende enttäuschende Begegnungen und der Mangel an Intimität und Sexualität. Sie sind begleitet oder auch die Ursache von missglückenden Gesprächen. Am tiefsten verstören Affären; sie wirken lange nach.

c) Aus der Vergangenheit der eigenen Lebensgeschichte wird der Blick auf die Partnerschaft u. a. durch verletzende Erfahrungen im Elternhaus beschattet und manchmal auch verzerrt. Hierzu gehören  vor allem die verstörenden Dynamiken, die man mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil erlebte. Sie können durch den Partner leicht reaktiviert werden. Auch Kränkungen, die aus einer alten Beziehung nachwirken, belasten die aktuelle. Die existenziellen Übergänge des Lebens, wie z. B. die Eheschließung, die Elternschaft, der Auszug der Kinder und das Einander-wieder-Finden als Paar sind bereits Herausforderungen des Lebens, die besondere Neuanpassungen erfordern und nicht nur Paaren große Anpassungsfähigkeit und Kreativität abverlangen.

d) Individualität und Hingabe
So steht der Liebesbereitschaft, der liebenden Hinwendung auf anderes als uns selbst, unser Selbsterhaltungstrieb gegenüber, nach dem, wie das Sprichwort sagt, jeder sich selbst der Nächste ist. ... Auf der Seite der Liebesbereitschaft im weitesten Sinne liegt unser Bedürfnis nach Kommunikation, nach Hingabe und dem Austausch zwischen Ich und Nicht-Ich, nach jenem grenzüberschreitenden Transzendieren, das uns uns selbst vergessen lässt; und auf der Seite der Selbsterhaltung liegt unser Bedürfnis nach Selbstbewahrung und Abgrenzung, nach Unabhängigkeit und Autonomie unserer Persönlichkeit, letztlich nach Selbstverwirklichung. (Fritz Riemann)

Beide Partner lernen, mit der Spannung zwischen Selbsterhaltung und Selbstvergessenheit, zwischen Autonomie (Individualität) und Hingabe (Selbstlosigkeit) zu leben. Allein diese „Zumutung“ (Fritz Riemann) ist Herausforderung genug. Wie viel Eigensinn braucht jede-r? Wie viel Selbstvergessenheit erleichtert? Der Wunsch, den anderen nach den eigenen Vorstellungen zu prägen führt — ebenso wie der Wunsch, sich dem anderen ganz anzupassen — zu einen Mangel an Unterschiedlichkeit und Anziehung. In diesem Spannungsfeld liegen die meisten Paarkonflikte und auch das stille Erlöschen der Leidenschaft. Als Gestalttherapeut sehe ich in der Begegnung an der Grenze der Unterschiedlichkeiten die Möglichkeit, an dieser Polarität zu reifen.

e) Beständigkeit und Veränderung
Die Verzauberung und Beglückung, die Erschütterung und das Ergriffensein, die Leidenschaftlichkeit und die Steigerung unseres Lebensgefühls, die am Anfang einer Liebe stehen, lassen sich nicht unverändert festhalten — denn dafür müsste die Zeit stillstehen, uns wir selbst und das Du dürften sich nicht verändern, weder innerlich noch äußerlich. (Fritz Riemann)
Ein großer Teil der leichten und schwierigen Auseinandersetzungen sind in diesen sich ergänzenden und widersprechenden Polen verortet — und damit „normal“. Jedes Paar braucht Zeit, in der sich die Partner ihrer Verbundenheit bewusst werden. Dabei helfen Urlaube, gemeinsame Unternehmungen, Gespräche und Rituale. All das muss sich wiederholen und gehört zur Bestätigung und Beständigkeit der Beziehung. Fehlen solche Erfahrungen, kommen Zweifel an der Partnerschaft auf: Bedeuten wir einander noch etwas? — Ebenso braucht Partnerschaft Veränderung. Eine-r, am besten beide, müssen auch Impulse geben: Als Vorschlag, als Einladung, als Verführung. Fehlen Impulse zur Vitalisierung der Partnerschaft, sucht man diese andernorts. Bis zu welchem Grad das eine Kompetenz ist, die „frischen Wind“ mit sich bringt und ab wann das die Beziehung schwächt, ist mal leichter und mal schwerer zu erkennen.

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